Am 3. Tag hatte ich inzwischen wirklich mit allem abgeschlossen. Ich wartete nur noch darauf, dass dieses beschissene Leben endlich vorbei ist. Ein Leben, wo ich in wenigen Jahren alle verloren hatte, die mein Leben lang immer da waren, und vieles verloren hatte, was mir eigentlich wichtig war und wo ich so manche Ziele und Pläne mit hatte.
Alles weg, innerhalb weniger Jahre. Nun lag ich auf dem Boden, konnte nicht mehr aufstehen, und wusste nicht warum. Aber es interessierte mich auch nicht mehr.
Dann am Samstag Abend klingelte es bei mir. An der Klingel hörte ich, dass jemand unten an der Haustür geklingelt hat. Ich dachte mir, das waren sowieso wieder nur irgendwelche Kinder, die es lustig fanden, Klingelmäuschen zu spielen. Deswegen reagiere ich sowieso nicht auf Klingeln, wenn ich keinen erwarte. Aber ich hätte ja sowieso nicht öffnen können.
1-2 Minuten später klingelte jemand hier oben an der Wohnungstür. Eine Frauenstimme rief nach mir und es klopfte an der Wohnungstür. Die Frau sagte, "Hier ist die Polizei."
Ich war etwas überrascht und sagte der Beamtin, dass ich auf dem Boden liege und die Tür nicht öffnen kann. Sie fragte ob jemand den Schlüssel hätte wo sie ihn holen könnten. Aber es hatte niemand meinen Schlüssel. War ja keiner mehr da, dem ich meinen Schlüssel anvertrauen würde.
Die Beamtin meinte dann, sie würden die Feuerwehr rufen, damit die die Tür öffnen würden. Draußen hörte ich kurz darauf Martinshorn. Also die waren flott hier. Vor der Tür hörte ich dann Männer reden. Die gingen auch auf den Notbalkon um zu sehen ob sie die Fenster öffnen könnten, um dann dort rein zu kommen. Aber nach kurzer Diskussion entschlossen die sich, die Wohnungstür zu öffnen. Ich denke weil sie dabei weniger Schaden hinterlassen. Dann hörte ich eine Art Bohrmaschine, womit dann am Türschloss gebort wurde. Es dauerte nicht lange, und die Tür ging auf. Ich sah dann 3 Sanitäter reinkommen und daußen im Flur vor der Türe standen 2 Polizeibeamtinen, die das Ganze überwachten.
Die Sanitäter waren dann mit mir beschäftigt, fragten was los ist, vermutlich wollten sie auch sehen wie klar ich noch im Kopf bin. Ich sagte ich liege jetzt seit Donnerstag hier und kann nicht aufstehen. Warum weiß ich nicht. Einer der Sanitäter sagte, dass ich ins Krankenhaus muss weil die jetzt auch nicht sagen können was los ist.
Ich sagte dann einem der Sanitätern ob er mir im Wohnzimmer meine Geldbörse geben könnte weil da meine Krankenkassenkarte drin ist, mein Handy und das Ladegerät. Er holte mir auch netterweise alles aus dem Wohnzimmer.
Die von der Feuerwehr machten in der Zeit ein neues Schloss in die Tür, damit die Türe verschlossen werden konnte und gaben mir die Schlüssel. Ich wurde dann auf einer Bahre runter zum Rettungswagen gebracht. Ich bekam das alles nun nur noch wie im Nebel mit. Der Wassermangel machte sich bemerkbar. Langsam war ich nicht mehr ganz klar im Kopf.
Ich wurde dann zum Krankenhaus Lendersdorf gebracht. Ein Vorort von Düren. Vermutlich haben die Sanitäter irgendwas erkannt worauf dieses Krankenhaus eher spezialisiert ist.
Im Krankenhaus bekam ich erst eine Watte, die mit Wasser getränkt war, die ich dann in den Mund tun sollte. Vermutlich damit sich mein Körper langsam wieder an Wasser gewöhnt.
Da es ja Samstag Abend war, waren im Krankenhaus nur wenige Schwestern und Pfleger. Das war gut. Denn so konnte ich erst mal in Ruhe dort liegen, und das alles Verarbeiten, was da passiert war. Denn schließlich hatte ich in den letzten Tagen den Gedanken, dass ich sterben werde. Und nun bin ich im Krankenhaus.
Am nächsten Tag lud ich erst mal mein Handy auf. Eine Schwester steckte mir das in die Steckdose ein, weil ich selber ja nicht da ran kam. Was ich eigentlich lächerlich fand. Denn normal wäre ich aufgestanden und hätte das Kabel selber eingesteckt. Aber ging ja nicht. 😒
Ich sah dann, dass Marion mich mehrfach angerufen hatte. Also sie war das, die bei mir die ganze Zeit angerufen hatte. Ich rief sie dann an. Ob Sonntag oder Montag weiß ich nicht mehr. Jedenfalls hörte ich ihre Erleichterung, als sie mich hörte.
Also wir hatten zwar Donnerstag Abend noch telefoniert, wie erwähnt. Aber sie fand es komisch, dass ich am nächsten Tag nicht im Netz online war. Denn normal war ich ja täglich online.
Da ich nicht wie sonst im internet online war, hatte sie mich schon vermisst. Darum rief sie auch bei mir an, auf Handy und auf Festnetz. Nachdem ich mich nicht meldete und auch weiterin nicht online war, rief sie Samstag Abend hier in Düren bei der Polizei an. Aus Süddeutschland, vom Titisee. Darum waren dann die Beamtinnen bei mir.
Untersuchungen
Im Krankenhaus folgten dann Untersuchungen, weil ja rausgefunden werden musste, was mit mir los war. Ich wurde in die "Röhre" gesteckt. Drei mal.
1. Der Arzt sagte, ich hätte eine Entzündung
2. Der Arzt sagte, ich hätte MS. Ich sagte, "Wie soll ich denn daran kommen? In meiner Familie hat keiner MS." Er sagte, "Das kann jeder bekommen. Das muss nicht vererbt werden."
3. Der Arzt sagte, ich hatte einen Nerv im Rücken entzündet.
Nummer 3 war dann für mich am sinnvollsten. Das würde erklären, warum ich einfach so umgefallen bin. Dies habe ich nun auch jedem gesagt, der wissen wollte was los war.
Aber da war mir noch nicht klar, dass die MS quasi eine "große Entzündung" ist, und das Nr.1 und Nr. 3 aus Nr. 2, also aus der MS, resultiert.
REHA
Vom Krankenhaus wurde ich dann erst mal direkt in die Reha geschickt, in der Nähe von Euskirchen. Besuch bekam ich dann von Mone. Die kenne ich schon über 25 Jahren. Früher habe die Website für ihre Reitschule "Riderswayout" gemacht.
In der Reha wollte ich auch mal mit einer Psychotherapeutin reden. Denn ich wusste nich so recht, was mit mir los war. Warum habe ich mich nicht gegen den Tod gewehrt, als ich zu Hause 3 Tage auf dem Boden lag?
Im Gespräch sagte die Frau schon nach 10 Minuten, "Sie haben eine Depression." Tja, nun war mir einiges klar.
FAZITÜber die letzten 7 Jahre hab ich einige Leute kennen gelernt, im Rahmen meiner Krankheit. Bei manchen Leuten hätte ich mir das Kennenlernen getrost sparen können. Ich habe auch schon so einige Leute aus meinem Umfeld entsorgt. Und es werden noch weitere folgen.
Gerade wenn man im Gesundheitswesen arbeitet, sollte man wissen wie man sich den Kranken gegenüber verhält. Auch sollte man sich einiges Wissen aneignen.
Sicher kann man nicht alles wissen. Aber wenn jemand beruflich mit mir zu tun hat, erwarte ich schon, dass man weiß was MS ist, und nicht nur davon gehört hat. Auch sollte man überhaupt wissen, was ich habe.
Wer keine Ahnung von seinem Job hat, sollte Schafe hüten, und nicht im Gesundheitswesen arbeiten.
Aber auch im privaten Umfeld gibt es Wichtigtuer, die angeblich alles wissen. Dazu wird nur dummes Zeug geredet, was man alles tun will und am Ende kommt nix dabei raus. Es scheint auch Leute zu geben, die denken, meine körperliche Behinderung zieht auch eine geistige Behinderung nach sich, und somit kann man mich verarschen und denkt ich merke das eh nicht.
Da muss ich die Leute leider enttäuschen. Ich bin behindert. Ja! Aber nur körperlich. Ich bin sicher nicht mehr der Alte von früher. Aber ich kriege mehr micht als du denkst. Also halte mich nicht für unterbelichtet.
Inzwischen ist mir klar, dass ich immer wieder einen Nerv im Rücken entzündet habe, weswegen ich jetzt auch schon einige male umgefallen bin. Nicht nur vor 7 Jahren. Auch ein Grund warum ich im Rollstuhl sitze. Da kann ich wenigstens nicht mehr umfallen. Ich kriege zwar jetzt wieder Physio. Aber zum Gehen ist das jetzt nicht mehr gedacht. Denn ich hab die Nase voll vom Umfallen.
MARION RUTHNER
Marion kann ich damit ganz klar als meine Lebensretterin bezeichnen. Hätte sie vor 7 Jahren nicht in Düren bei der Polizei angerufen, würde es mich nicht mehr geben.
Jetzt warte ich noch darauf, eine Frau zu finden, die mir die Normalität wieder ins Leben bringt. Denn diese fehlt mir seit Jahren. Das Normale im Leben. Ohne dass sich mein Leben nur um die MS oder um die Depression dreht. Dann hätte ich auch wieder den Kopf frei, um meine Website "Duyster.de" vernünftig aufzubauen. Trotz Frührente.
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